Multimodale Lauftherapie

Idee und Zielsetzung

Bewegung ist Leben und Leben ist Bewegung

„Ein jeder bewegt sich, empfindet, denkt, spricht auf die ganz eigentümliche Weise, dem Bild entsprechend, dass er sich im Lauf seines Lebens von sich gebildet hat. Um Art und Weise seines Tuns zu ändern, muss er das Bild von sich ändern, das er in sich trägt (Feldenkrais 1967).

MML – Lauftherapie – was ist das ?

Die Beweglichkeit und die Belastbarkeit unseres Körpers nimmt im Alltag ab, weil wir uns nicht mehr ausreichend bewegen. Durch das Laufen können wir das verändern. Aber wie sollen wir laufen, was ist das richtige Maß, wann überfordern wir uns? Und wie schaffen wir es, den Anfang zu machen und loszulegen? Lassen Sie uns gemeinsam mit einem Laufprogramm starten, denn beim Laufen lassen wir unsere Seele baumeln, Probleme und Gedankenknoten lösen sich leichter, wir werden bereichert durch ein soziales Miteinander, wir spüren die Natur, unseren Körper und wir sind stolz auf uns!

Eine besondere Art und Weise ‘loszulaufen’ bietet die multimodale lauftherapeutische Intervention (MML) (Mertel 2014), die ich Ihnen jetzt kurz vorstelle:

Die Multimodale Lauftherapie (MML) ist eine neuartige psychosoziale Bewegungstherapie. Systema­tisch kontrolliert und supervidierte aerobe Laufeinheiten werden im Wechsel von Gehen und Laufen angeboten, mit Entspannungsübungen sowie personenzentrierter Beratung kombiniert. Die MML ist individuums- und lebensweltbezogen und lässt sich im ambulanten und stationären Bereich für Ein­zelne und Gruppen organisieren. Es wird davon ausgegangen, dass menschliche Bewegung außen mit Bewegung im Innern einhergeht.

Beim Laufen kann das Gesundheitsempfinden und Selbstkonzept, vor allem hinsichtlich der Verbesserung von chronischen Belastungen, sozialer Vereinsamung sowie einer generellen Veränderungsbereitschaft in unterschiedlichen Lebensphasen (Zeiterleben/ Lebensqualität/ Naturerfahrungen/ Ernährungsgewohnheiten) nachvollzogen werden. Dadurch wird dem aktuellen Trend zu Lebensweisen der Beschleunigung und des Leistungsdrucks entgegengewirkt, indem in verschiedenen Arrangements die Laufeinheiten realisiert werden, um Effekte auf individueller und gruppendynamischer Ebene zu bewirken.

Es geht darum, das aktive Körper-Leib-Erleben zu nutzen, um Körperbewusstheit und Selbstwirksamkeit zu verbessern sowie soziale, schöpferische Interaktion, Teilhabe und Resonanzfähigkeit zu erleben.

Das Aktivieren von gesundheitlichen Schutzfaktoren führt zu tiefgreifenden Einstellungs- und Handlungsveränderungen wie auch zur Verringerung körperlicher und psychischer Beschwerden. Somit fördert die Therapie die Gesundheit, indem Ressourcen stärkend und Ressourcen schützend auf das psychische, physische und soziale Befinden fokussiert wird.

Die multimodale Lauftherapie (MML) als soziale ausdauernde Bewegtheit wird präventiv und kurativ eingesetzt.

Lauftherapie zielt auf Freude am Laufen, denn dem Körper und der Psyche wird etwas Gutes getan. Sowohl das Wohlgefühl und das seelische Gleichgewicht wie auch die körperliche Leistungsfähigkeit können damit gesteigert werden. Es wird ‘laufend’ die Fitness und Kondition verbessert sowie Stress, Ärger und Ängste abgebaut. Überlastungsgefühle, Konzentrationsmangel und Verspannungen reduzieren sich und Abwehr-

kräfte und Gelenke werden positiv beeinflusst (Aderhold/ Weigert 2012). Die Laufeinheiten haben auch den Effekt, den eigenen Körper besser kennenzulernen und zu akzeptieren. Zudem können in den Gruppen soziale Beziehungen geknüpft werden.  

Die Lauftherapie lässt sich von der Kindheit bis zum Alter anwenden sowie bei Krankheitsbildern wie Krebs, Depression, Suchterkrankungen und spezifischen Problemlagen. Laufen als regelmäßige Bewegungsform versteht sich als sinngeleitete Handlung von Körper und Geist (Embodiment) (Storch u.a. 2010).

Die MML wird als Einzeltherapie oder als Gruppentherapie mit max. sechs Personen angeboten. Wir laufen in der Natur in vorab von mir erprobten Strecken. Die Ausgangs- und Zielorte sind so gewählt, dass das Fahrrad oder Auto abgestellt werden kann und eine Grünfläche für Warm-up, Stretching und Cool-down-Übungen zur Verfügung steht. 

„Laufen ist ausdauernde Bewegung in der Natur, bei der die Bewegung selbst, sowie alle damit verbundenen Sinneseindrücke im Vordergrund stehen“.

MML – Lauftherapie – wie läuft das ab?

Die erste Einheit umfasst Informationen über die Lauftherapie. Besonders bedeutsam für mich ist es, dass Ihre Wünsche und Vorstellungen besprochen werden. Bei diesem Einführungsgespräch geht es darum, einen ersten Einblick in Ihre Lebenssituation, Lebenslage und Lebensplanung zu bekommen, damit psychosoziale Verfahren wie Biografie-Arbeit, psychosoziales Coaching, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen sowie Psycho-Physioedukation kombiniert werden können. Notwendig ist es auch, dass Sie Ihren Gesundheitszustand medizinisch überprüfen lassen, damit keine gesundheitliche Gefährdung besteht.

Im Anschluss daran entwickele ich für die ersten acht Wochen ein konkretes Laufprogramm für Sie. Sie erhalten gleichermaßen eine kurze Anleitung für die Verfassung eines Lauftagebuchs (eigene Kurznotizen zu den Läufen über Ihre körperliche Verfassung, Stimmung, Motivation, Interaktionen und Wetter) und eine Einführung in das Lauffeedback. Dabei handelt es sich um einen Fragebogen, der nach jeder Laufeinheit von Ihnen ausgefüllt wird, um einerseits die Laufeffekte zu dokumentieren, andererseits meine Interventionen zu bewerten, die dann entsprechend zu modifizieren sind.

In den Settings wird sanftes aerobes Laufen praktiziert, indem in einem Wechsel von Gehen und Laufen zweimal die Woche trainiert wird, damit nach zwei – oder drei – Monaten ein 30 minütiger Lauf realisiert werden kann. Die Therapie bedingt eine subjektive Dosierung der Laufeinheiten, zielt auf die Steigerung der Kondition im wettbewerbsfreien Raum und ist in Einzeltherapie oder in Gruppen organisiert. Die Bewegungsform Laufen schließt die Verbesserung von Koordination, Flexibilität, Kraft und Ausdauer ein, allerdings ist der leistungsbestimmende Faktor der Schnelligkeit nachrangig. Als Lauftherapeutin agiere ich in therapeutischer Absicht (präventiv und kurativ), somit werden die körper- und bewegungsspezifischen Interventionen von Beratungseinheiten flankiert. Gerade die speziellen Laufsituationen eröffnen besondere Kommunikationsmuster in Einzelgesprächen, in der Gruppe mit anderen Läufer*innen oder mit mir als Lauftherapeutin.

Lauftherapie richtet sich bevorzugt an Läufer*innen, die neu einsteigen, wiedereinsteigen oder aus gesundheitlichen Gründen an aeroben Laufeinheiten interessiert sind.

Das Lauftraining umfasst systematische Trainingseinheiten, die individuell an Ihre Anliegen und Kondition angepasst werden. Ziel ist es, den langsamen Dauerlauf zu erproben, d.h. sanft, bewusst und mit einem guten Naturkontakt zu laufen. Das Training wird von Woche zu Woche gesteigert. Das Laufprogramm kann kontinuierlich fortgesetzt werden, indem die Dauer und Intensität gesteigert werden; supervidierte Laufprogramme sind zunächst auf 12-14 Wochen ausbaufähig. 

Als Anwendungsbeispiel finden Sie hier ein Laufsetting über vier Wochen mit jeweils zwei Laufeinheiten:

MML – Einheiten – Laufen und Gehen im WechselLaufzeitZeitumfangWoche
2L–3G–2L –3G–2L–3G-2L- 3G– 2L–3G–2L12271
2L-2G-2L-2G-2L-2G-2L-2G-2L-2G-2L-2G-2L14261
2L-2G-2L-2G-2L-2G-2L-2G-2L-2G-2L-2G-2L14262
3L-3G-3L-3G-3L-3G-3L-3G-3L-3G-3L18332
3L-3G-3L-3G-3L-3G-3L-3G-3L-3G-3L18333
3L-2G-3L-2G-3L-2G-3L-2G-3L-2G-3L-2G-3L21333
3L-2G-3L-2G-3L-2G-3L-2G-3L-2G-3L-2G-3L21334
4L-3G-4L-3G-4L-3G-4L-3G-4L-3G-4L24394
L = Laufen/ G = Gehen –

MML – Lauftherapie – wo laufen wir?

Meine lauftherapeutischen Treffen starten jeweils am Hohnsensee in Hildesheim auf dem Parkplatz des Restaurants Noah. Wir laufen dann eine Rundstrecke um den See und angrenzende Gebiete.

Als Ausrüstung benötigen Sie angemessenes Schuhwerk, denn das ist das Wichtigste, damit das Laufen Spaß macht, wir gesund bleiben und uns nicht überanstrengen. Weiterhin sollten Sie sich Socken, Trainingshose und Shirt und je nach Witterung auch eine leichte Sportjacke und Stirnband zulegen.